Was ist bismarcksche reichsverfassung?

Die Bismarcksche Reichsverfassung, offiziell auch bekannt als Verfassung des Deutschen Reiches („Constitution Deutscher Reich“), war die Verfassung des neu gegründeten deutschen Nationalstaates, bekannt als das Deutsche Kaiserreich, unter der Herrschaft von Kaiser Wilhelm I. Sie wurde 1871 nach dem Sieg Preußens im Deutsch-Französischen Krieg von Otto von Bismarck ausgearbeitet und trat am 1. Januar 1871 in Kraft.

Die Reichsverfassung stärkte die politische Macht des Kaisers und des preußischen Staates. Der Kaiser hatte das Recht, deutsche Botschafter zu ernennen und Verträge im Namen des Deutschen Reiches zu unterzeichnen. Er war der alleinige Oberbefehlshaber der Streitkräfte und konnte im Kriegsfall den Ausnahmezustand ausrufen. Die Verfassung etablierte auch ein parlamentarisches System mit einem Zweikammersystem (Reichstag und Bundesrat), das jedoch deutlich weniger Macht hatte als der Kaiser.

Der Reichstag wurde durch allgemeine, aber indirekte Wahlen gewählt. Der Reichskanzler, der von Kaiser Wilhelm I. ernannt wurde, hatte zwar keine rechtliche Grundlage, aber aufgrund von Bismarcks politisch herausragender Position in dieser Position erhielt er de facto erhebliche Machtfülle.

Die Bismarcksche Reichsverfassung war stark von preußischen Werten und Institutionen geprägt. Preußen dominierte mit 17 von insgesamt 61 Sitzen auch den Bundesrat. Der preußische König war gleichzeitig der deutsche Kaiser und hatte dadurch eine beträchtliche Macht im Staatsgebilde.

Die Bismarcksche Reichsverfassung blieb bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918 in Kraft. Zu diesem Zeitpunkt brach das Deutsche Kaiserreich zusammen und wurde durch die Weimarer Republik abgelöst.

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